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Basel II: günstigere Kredite dank Informationssicherheit und IT Service Management? Für viele Unternehmen, insbesondere für KMUs, steht ``Basel II'' synonym für eine restriktivere Kreditvergabe der Banken und höhere Kreditkosten. In diesem Artikel zeigen wir, dass die in Basel II vorgesehene individuelle Risikobewertung der einzelnen Kreditnehmer auch zu einer grosszügigeren und günstigeren Kreditvergabe führen kann, wenn entsprechende Massnahmen getroffen werden. Basel II folgt auf die Richtlinien von Basel I aus dem Jahre 1988, die bestimmen, dass seitens der Banken und Finanzinstitute Kredite an Unternehmen einheitlich mit 8% Eigenkapital unterlegt werden müssen. 1996 wurden diese Richtlinien um die Berücksichtigung von Marktrisiken ergänzt. Ein Schwachpunkt von Basel I ist, dass Anstrengungen zur Minderung des Risikos seitens der Kreditnehmer nicht berücksichtigt und durch günstigere Konditionen gewürdigt werden. Praktisch betrachtet bestand für die Banken sogar ein Anreiz, Kredite bevorzugt an Kunden mit geringerer Bonität zu vergeben, weil bei diesen bei gleichem Eigenkapitaleinsatz höhere Zinsen und damit grössere Gewinne zu erzielen waren. Diese Kritik führte zur Ausarbeitung der neuen Eigenkapitalvorschriften gemäss Basel II, die in der Schweiz auf den 1. Januar 2007 rechtswirksam werden. In Ergänzung zu Basel I verlangt Basel II, dass zusätzlich zu den Kredit- und Marktrisiken auch operationelle Risiken mit Eigenkapital hinterlegt werden müssen. Zusätzlich zu dieser in Säule 1 von Basel II zusammengefassten Anforderungen beschreibt das Abkommen in Säule 2 einen bankenaufsichtlichen Überprüfungsprozess und in Säule 3 die erweiterten Anforderungen an die Offenlegung von Informationen im Rahmen der externen Rechnungslegung der Banken. Während die Säulen 2 und 3 die Banken betreffen, zielt Säule 1 sowohl auf Kreditgeber als auch Kreditnehmer ab. Der Nachweis eines effizienten Managements sämtlicher operationeller Risiken wird damit zu einem der Schlüssel für ein besseres Kredit Rating. In diesem Zusammenhang kommen der unternehmensweiten Informationssicherheit und einer reibungslos funktionierenden Informatik besondere Bedeutung zu. Der Verlust geschäftskritischer Information wie etwa Konstruktionszeichnungen, Details zu Produktionseinrichtungen und -prozessen, Beschreibungen von Erfindungen, Kundendaten, Marktanalysen, Unternehmensstrategie, etc. infolge unzulänglicher oder ausfallender interner Verfahren oder Prozesse, Mitarbeiter oder Systeme kann besonders schnell zu Schäden gewaltigen Ausmasses jeglicher Art führen. Ein Informationssicherheitsmanagementsystem gemäss dem internationalen Standard ISO/IEC 27001:2005 hilft hier, die mit dem Umgang mit Information verbundenen operationellen Risiken effizient, messbar und nachvollziehbar zu handhaben. Die IT ist von der Büroautomatisierung über die Unterstützung und Automatisierung der Geschäftsprozesse bis zur Verwaltung und Analyse von Daten, Information und Wissen für die meisten Unternehmen zu einem unentbehrlichen Werkzeug geworden. Daher sollten die operationellen Risiken im IT-Bereich besonders genau unter die Lupe genommen werden. Schon das unbeabsichtigte Fehlverhalten eines Mitarbeiters, eine einzige Fehlfunktion oder ein kurzfristiger Ausfall einer einzelnen Komponente kann aufgrund der grossen Verarbeitungsgeschwindigkeit und der Schnelllebigkeit der heutigen Geschäftstätigkeit grossen Schaden nach sich ziehen. Organisiert ein Unternehmen seine IT gemäss ISO/IEC 2000-1:2005 - Anforderungen an das IT Service Management - und der IT Infrastructure Library (ITIL) als der dazu gehörigen Best Practice, wird die Qualität des IT-Betriebs messbar und organisatorische und personelle Risiken können weitestgehend pro-aktiv vermieden werden. Eine derart aufgestellte IT ist weiterhin die Basis für ein wirksames Managementinformationssystem, das die umfangreiche Information für das Rating der Kreditausfallrisiken zuhanden der Kreditinstitute zeitnah zur Verfügung stellt. Dabei spielen je nach Art des Ratings (extern, intern) neben den quantitativen, harten Faktoren und Kennzahlen eines Unternehmens (Gewinn/Verlust, Eigenkapitalquote, Rentabilität, Umsatz, Marktanteil, Wachstum, Investitionsvolumen, etc.) auch die qualitativen, weichen Faktoren (Unternehmenssstrategie, strategische und operative Führung des Unternehmens, Schutz geschäftskritischer Information, Notfallpläne, Krisenmanagement, Personalentwicklung, Nachfolgeregelung, Informationssysteme, Kostenrechnung, Qualität der Prozesse, etc.) eine wichtige Rolle. Unternehmen sind also gut beraten, der Informationssicherheit und dem IT Service Management besondere Beachtung zu schenken, wenn sie günstige Kreditkonditionen erzielen wollen. Modellrechnungen zeigen, dass sich die Kreditzinsen allein durch die differenzierte Bewertung der Kreditausfallrisiken im Vergleich zu Basel I bis zu 30% reduzieren können. Es besteht kein Zweifel, dass die Reduktion der vielfach massiven operationellen Risiken zu einer weiteren, markanten Vergünstigung führen wird. Dr. habil. Karsten M. Decker |
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